"Vorher möchte ich gerne noch etwas über die Wesen hören,
die auf dem Mond leben sollen,
nicht ob welche wirklich dort leben,
sondern ob ein Leben dort überhaupt möglich ist."

Plutarch, griechischer Philosoph, 50-124 n. Chr.


Immerhin können die am sowjetischen Mondprogramm arbeitenden Wissenschaftler mit dem L2-Programm, sprich der LUNA-Ye-8-Serie, noch einige Erfolge vorweisen:

LUNA 16

wird die erste Sonde unter roter Flagge, die im September 1970 eine Bodenprobe vom Mond zurück zur Erde bringt.
Die Landung erfolgt am 12. September im tiefsten Abschnitt des Mare Fecunditatis

, dem Meer der Fruchtbarkeit, westlich des Kraters Webb.
26 ½ Stunden bleibt die Sonde auf der Mondoberfläche.


Abb. 26-1

LUNA 16 - Mondsonde

Abb. 26-1 LUNA 16 - Mondsonde

Zwei Monate später kann die UdSSR wieder eine Nr. 1 feiern:

LUNA 17 bringt das erste Fahrzeug heil auf den lunaren Boden,
auf die der Erde zugewandte Mondhälfte, ins Mare Imbrium.

"LUNOCHOD" heißt das Fahrzeug; es ist ein Ye-8-Rover. Über Fallreeps wird es vorsichtig ausgeladen. Zwei TV-Kameras übertragen SchwarzWeiß-Aufnahmen. Von der Krim aus wird der Rover gesteuert, ein fünfköpfiges Team ist dafür erforderlich.

Abb. 26-2

LUNOCHOD 1
Mondrover der
Ye-8-Serie

Abb. 26-2  LUNOCHOD 1 Mondrover der Ye-8-Serie

Technische Daten:

Gewicht: 756 kg Länge: 2,21 m
Höhe: 1,54 m Spurweite: 1,60 m
Raddurchmesser: 51 cm

Die Deckelinnenfläche ist mit Solarzellen ausgelegt; der Deckel öffnet sich automatisch, sobald Licht auf eine kleine äussere Solarzelle fällt.
Was wie ein großer Quirl aussieht, ist die Richtantenne, dreh- und schwenkbar.
Je zwei Tele-Fotometer für Panoramaaufnahmen befinden sich paarweise links und rechts am Gerätebehälter (mit den vielen Kabelsträngen)
Links davon der Laserreflektor zu Erde-Mond- Entfernungsmessungen
Vorne rechts und links unter der Richtantenne sind die beiden TV-Kameras befestigt.


Man muss bedenken, dass sich durch die lange Signallaufstrecke ErdeMondErde (360.000 Kilometer) eine Verzögerung von 3 Sekunden zwischen dem Absenden des Befehls von der Krim und dem Ausführen auf dem Mond ergibt. In sehr kritischen Situationen, z.b. einem drohenden Sturz in einen Krater, kann LUNOCHOD automatisch stehenbleiben.

In den Mondnächten fährt der Rover zum Schutz vor der Kälte mit geschlossenem Deckel, denn die Temperatur kann bis auf - 130 Grad Celsius fallen.
Am Tage mit Maximalwerten bis zu + 150 Grad Celsius fährt LUNOCHOD mit geöffnetem Deckel, um mittels der auf der Deckelinnenfläche befindlichen Solarzellen seine Batterien aufzuladen.


Sogar eine totale Sonnenfinsternis übersteht der Achträder.
Zehn volle Mondtage ist er im Einsatz, das sind immerhin zehneinhalb Erdmonate(!), bis sich seine Spuren im Jura-Vorgebirge bei Cap Heraclides verlieren.
Ihn wiederzufinden wäre eine lohnenswerte Aufgabe für zukünftige Weltraumabenteurer!
Über zehn Kilometer hat LUNOCHOD 1 zurückgelegt, über 200.000 Aufnahmen dabei geschossen. Ohne Zweifel eine beachtliche Leistung!

Natürlich führen die Sowjets nun an, LUNA-Sonden seien zehnmal billiger und wesentlich risikoärmer als die amerikanischen APOLLO-Flüge.

Die Quittung folgt auf dem Fuße:

LUNA 18 landet zwar im September 1971 im Apollonius-Gebirge, danach reißt jedoch die Funkverbindung ab. Die Ursache ist unbekannt.
Die Nachfolger LUNA 19 (Okt. '71), wie auch LUNA 22 (Juni '74) - der letzte Mondsatellit bis in die jüngere Gegenwart - sind reine Mondsatelliten.
Erst im Februar 1972 kann LUNA 20 von dort, nur 100 km vom LUNA-16-Landeplatz entfernt, Gesteinsproben einholen.



LUNOCHOD 2 landet mit der Sonde LUNA 2 Mitte Januar 1973 im Mare Serenitatis, dem Meer der Heiterkeit, 180 km nördlich des späteren APOLLO-17-Landeplatzes.

Der Rover hat eine dritte, höher angebrachte Frontkamera erhalten, da das zu erforschende Gelände schwierig ist.
LUNOCHOD 2 muss in einer Hügellandschaft fahren, einem Übergang von einem "Meer" zu einem Hochland. Die Räder versinken bei einigen Ausflügen bis zu 30 cm in der obersten Bodenschicht. Schon deshalb bestehen sie aus einer Metallnetzlauffläche.

Neben anderen Aufgaben soll der Rover einen durch ein Mondbeben verursachten Grabenbruch untersuchen. Die Annäherung ist wegen zahlreicher Hindernisse sehr kompliziert. Nach einwöchigen Anstrengungen des, wieder auf der Krim befindlichen, "Fahrer"-teams endet die Fahrt des Rovers abrupt 800 m vom Bruch entfernt.
Die Ursache ist unseres Wissens öffentlich bisher nicht bekannt gegeben worden, es mag durchaus sein, dass sie tatsächlich unbekannt ist.

37 Kilometer hat der Wagen insgesamt zurückgelegt, er konnte eine dreimal größere Fläche als sein Vorgänger untersuchen.

Seit LUNOCHOD 2 ist bis heute kein weiteres Fahrzeug auf dem Mond gelandet.


Abb. 26-3

Rückansicht des Fahrzeugs

Abb. 26-3   Rückansicht des Fahrzeugs Abb. 26-4  Das Fahrgestell des LUNOCHOD-Mondrovers Abb. 26-4

Das Fahrgestell des LUNOCHOD-Mondrovers

Der satellitenempfängerförmige Gegenstand ist ein plutoniumbetriebener Radioisotopengenerator.
In den kalten Mondnächten dient er der Erwärmung des stickstoffgefüllten Innenraumes und damit der Bordsysteme des Rovers.
Acht Räder besitzt LUNOCHOD 1:
mit Speichen, Metallnetzlauffläche und Titanrippen zur besseren Bodenhaftung. Jedes Rad verfügt über einen eigenen Antrieb und eigene Bremsen.
Fällt ein Antrieb aus, läuft das Rad im Leerlauf mit.


Bei LUNA 23 bricht im November 1974 das Bohrgestänge, während LUNA 24 im August 1976 einen zwei Meter langen Bohrkern entnehmen kann.
Es wird für lange Zeit die längste Mondgesteinsprobe sein ... denn danach kehrt Ruhe auf dem Mond ein.

Erst in den Neunziger Jahren rückt der Erdtrabant
wieder in das Zentrum des Interesses der Weltraumfahrt.

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Letztes Update dieser Seite am 04.04.2004

Kapitel 26

LUNOCHOD - Ein Auto ohne Fahrer auf dem Mond