"Die Zukunft gehört nicht den kurzen Flügen.
Wir möchten länger im All bleiben,
um mehr zu leisten und mehr zu erfahren."

W. Schalatow, während der SOJUS 4 & 5-Mission, Jan.1969


Das Mutterschiff und die Landefähre des sowjetischen bemannten Mondprogramms sind endlich, endlich für die ersten Testflüge unter realen Bedingungen im Weltraum bereit. Die Missionen finden unter strengster Geheimhaltung innerhalb der KOSMOS-Serie statt.

Wir wollen noch einmal erinnern:
Der erste Start des SOJUS-LOK-Mutterschiffes misslang" im November 1969 wegen der Explosion der ersten Stufe der PROTON-Trägerrakete.

Erst ein Jahr später erfolgt der nächste Versuch.
Hinter KOSMOS 382

verbirgt sich im Dezember 1970 ein achttägiger gelungener SOJUS-LOK/BLOCK D-Flug

im Erdorbit. Das Raumschiff erreicht eine Bahngeschwindigkeit von knapp 9300 km/h.

Der nächste Test schlägt fehl, die Trägerrakete erreicht nicht den Erdorbit.
Nun wird es ernst:
Mitte des Jahres 1971 soll eine N1-Rakete erstmals ein unbemanntes LOK-Dummy in einen Erdorbit bringen...

Und die Flugtests des LK-Mondlanders?

Sie verlaufen erfolgreicher - vielleicht auch deswegen, weil Mikhail Jangel, sein geistiger Vater, auf ausgiebigen Erprobungsphasen des LK-Antriebs bestanden und diese auch durchgesetzt hat!
Die LK-Mondlandefähre wird dreimal im Erdorbit auf Herz und Nieren getestet. Verschiedene Krisensituationen wie der Aufstieg zu bzw. der Abstieg aus einem lunaren Orbit werden simuliert.

Fast zwei Jahre sind also seit dem letzten N1-Desaster vergangen ...


... zwei Jahre, in denen das amerikanische APOLLO-Programm durch Höhen und Tiefen gegangen ist:

APOLLO 13

wird im April 1970 zum weltbewegenden Drama.
Nach den Erfolgen der ersten beiden Flüge zum Mond hat sich ein wenig Selbstgefälligkeit in der amerikanischen Öffentlichkeit eingestellt.
Längst sitzen nicht mehr so viele Menschen vor dem Fernseher beim Start von APOLLO 13 als bei den deiden ersten Mondflügen ...

... was sich schnell ändern soll:

Zwei Tage nach dem Start zwingt der Ausfall eines winzigen Schalters die Astronauten James Lovell, Fred Haise und Jack Swigert zum Abbruch der Mondlandemission:
Er verursacht eine Explosion im Servicemodul

, die einen der lebensnotwendigen Sauerstofftanks funktionsunfähig macht.
Ohnmächtig und sehnsuchtsvoll müssen die Männer aus dem Orbit auf den Trabanten schauen ...

... dabei gibt es Wichtigeres:

Ihr Leben ist in höchster Gefahr!
Die Sauerstoffvorräte und die Vorräte an elektrischer Energie würden bei der Rückkehr knapp werden.
Doch es gibt Lösungen, unkonventionelle Lösungen.


die in dem Kinofilm "APOLLO 13" eindrucksvoller
geschildert werden, als wir es hier könnten ...

Die Männer benutzen das Mondmodul

"AQUARIUS" als "Rettungsboot".
Sein Triebwerk, welches eigentlich nur für eine weiche Mondlandung konzipiert ist, wird zum Beschleunigen des CSM-LM-Raumschiffes

in Richtung Erde umfunktioniert.
In der wohl dramatischsten Rettungsaktion der bisherigen bemannten Weltraumfahrt kehren die Astronauten am 17. April 1970 unversehrt zur Erde zurück.

 

Eine Nation atmet auf, und die Welt tut es ihr gleich ...

Gerade die APOLLO 13-Mission hat gezeigt, wie wichtig für die Besatzung ein gründliches Training und eine geschulte Bodenbesatzung ist.

Abb. 27-1b  APOLLO 13 - Emblem

APOLLO 13

(Links zu Medien)

Abb. 27-1a  APOLLO 13-Crew: James Lovell, Fred Haise & Jack Swigert
Abb. 27-2

Bergung der gewasserten APOLLO- Rückkehrkapsel

Abb. 27-2 Bergung der Astronauten aus der gewasserten APOLLO-Kapsel Abb. 27-1

Crew:
James Lovell,
Fred Haise

& Jack Swigert




APOLLO 14 verläuft dagegen erfolgreich.

Die Astronauten Alan Shepard und Edgar Mitchell verweilen über neun Stunden auf der Mondoberfläche in der Frau Mauro Region und sammeln fast 50 kg Mondgestein.
Sie sind mit der Fähre "ANTARES" dort gelandet, wo ursprünglich APOLLO 13 landen sollte ...
Im Orbit wartet Stuart Roosa im CSM-Modul "KITTY HAWK".


APOLLO 14

(Links zu Medien)

Abb. 27-3b   APOLLO 14 - Emblem
Abb. 27-3a  APOLLO 14 - Crew:, Stuart Roosa, Alan Shepherd und Edgar Mitchell Abb. 27-3

APOLLO 14-Crew:
Stuart Roosa, Alan Shepherd
und Edgar Mitchell


Wir richten den Blick nun wieder gen Osten:

Es ist der 27. Juni 1971, 02:15:07 OEZ.

Über den Köpfen der Menschen in Baikonur fliegt ein neues Weltraumobjekt der UdSSR:

SALJUT 1

Am 07. Juni haben die Kosmonauten Georgi Dobrowolski, Wladislaw Wolkow und Wiktor Pazajew mit der Ankopplung von SOJUS 11 das Zeitalter der Raumstationen eingeläutet.

Georgi Dobrowolski, Saljut 1 Viktor Pazajew, Saljut 1 Wladislaw Wolkow, Saljut 1

Abb. 27-4

SOJUS 11 / SALJUT 1 - Mission:
† Georgi Dobrowolski, Viktor Pazajew und Wladislaw Wolkow

 


Noch ist der Flug erfolgreich verlaufen, noch weiß niemand unten am Kosmodrom, dass die Kosmonauten den Rückflug nicht überleben werden.
Das Druckausgleichsventil der Rückkehrkapsel wird sich beim Abtrennen von Orbital- und Gerätesektionen des SOJUS-Raumschiffes öffnen und die Atemluft binnen Sekunden entweichen lassen.
Die Kosmonauten, ohne Raumanzüge in der Kapsel, haben keinerlei Überlebenschance.
Die Wiederbelebungsversuche am Boden werden vergeblich sein.



Abb. 27-5

Nachtstart von
N1-6L

Abb. 27-5   Nachtstart von N1-6L

Doch von diesem nächsten schweren Schicksalsschlag für die sowjetische Raumfahrt ahnen die Menschen in Baikonur nichts, sie erleben live vor Augen eine weitere "materielle" Katastrophe:

Der erste der umgerüsteten "Weißen Riesen" soll gestartet werden:

Im März/April bereits ist die N1-6L-Trägerrakete auf der beim 1969-er-Unglück nur teils zerstörten West-Abschussrampe aufgerichtet worden. Als Nutzlast ist nur ein LOK-Dummy an Bord, deshalb verzichten die Ingenieure auf die Installation des sonst vorhandenen Nutzlastrettungssystems.


Liftoff:

Wieder glückt der Start, wieder erhebt sich die Rakete langsam von der Rampe.
Doch 250 Meter über der Rampe beginnt sie plötzlich sich um die eigene Längsachse zu drehen.
Die Rollbewegung wird zu stark, um noch vom Kontrollsystem kompensiert zu werden, die Trägerstruktur zwischen zweiter und dritter Stufe bricht auseinander.
Sekunden später kippt die dritte Stufe mit dem obersten Nutzlastkomplex vornüber, fällt herunter neben die Startrampe und verursacht größere Schäden!
Der Rest der Rakete (Stufe 1 & 2) schlägt nach 50 Sekunden in 20 km Entfernung auf der kasachischen Steppe auf.


Würde es je einen erfolgreichen Start einer N1-Trägerrakete geben?
Oder ist sie gar vom Unglück verfolgt?

So mag mancher Beobachter am Boden in diesen Momenten gedacht haben.

Immerhin kann man sich halbwegs daran aufrichten, dass die Antriebssysteme der ersten und zweiten Stufe bei diesem Start zufriedenstellend funktioniert haben.
Das ist ein Fortschritt gegenüber den ersten beiden Fehlstarts.


In den amerikanischen Raumfahrtzentren hat sich derweil nach dem SOJUS 11-Unglück Zweifel ausgebreitet:

Soll man den Start der nächsten APOLLO-Mission nicht besser verschieben und auf die Auswertung der SOJUS 11-Untersuchungen warten?
Die NASA entschließt sich zu einem Fernschreiben nach Russland um ganz einfach danach zu fragen, ob die Ermittlungen einen Umstand ergeben hätten, der einen eigenen Startaufschub nötig mache.
Wider Erwarten trifft binnen zwei Tagen die Antwort aus Moskau ein:
Nein, es gebe keinen Grund für eine Verzögerung, man wünsche den Astronauten einen erfreulichen Flug!


So "eisern" ist der Vorhang also nicht immer gewesen ...

Einen Monat später nehmen die amerikanischen Astronauten Dave Scott und Al Worden die ersten Fahrstunden auf dem Mond, mit einem von dem Flugzeugkonzern BOEING gebauten Fahrzeug, dem LUNAR ROVER.

Für den einfachen Mann auf der Straße ist diese Mission fast noch interessanter, als es die erste Mondlandung gewesen ist.
Ein Auto kann fast jeder fahren, aber auf dem Mond - wow!

Abb. 27-6b APOLLO 15 - Emblem


APOLLO 15

(Links zu Medien)

Abb. 27-6a  APOLLO 15 - Crew: Dave Scott, Al Worden & James Irwin

Abb. 27-6b

Missionsemblem

Abb. 27-6a

Crew: Dave Scott, Al Worden & Jim Irwin

Abb. 27-7

Das amerikanische Mond“auto“
LUNAR ROVER

Abb. 27-7 Das amerikanische Mondauto  LUNAR ROVER
Abb. 27-8

CSM-Modul

vor dem Mond
mit geöffneter Instrumentenkammer
Abb. 27-8 Apollo 15  CS-Modul vor dem Mond


Die beiden Astronauten erforschen fast drei Tage lang das Gebiet der Hadley Apenninen.
18 Stunden davon sind sie mit dem Rover unterwegs.
Gerüchten zufolge soll eine Rallye ausgetragen worden sein. Über den "Sieger" ist uns nichts unbekannt.
APOLLO 15-Kommandeur Jim Irwin beobachtet sie aus dem CSM-Modul "ENDEAVOUR" auf ihren "Spazier"fahrten.

Die Besatzung kann mit Hilfe des Rovers mehr an wissenschaftlichen Informationen und Mondgestein zur Erde zurückbringen als alle vorherigen Missionen zusammengenommen.

Die Bodenproben lassen später Rückschlüsse darauf zu, dass es auf dem Mond in früheren Zeiten Wasser und Kohlendioxid gegeben haben muss.


... eine Erkenntnis, die vor kurzem eindeutig bestätigt worden ist.


Inhalt

Letztes Update dieser Seite am 04.04.2004

Kapitel 27

Ein sowjetisches Mondraumschiff ... endlich zum Start bereit