"Eine Schlussfrage noch:
Wenn Du alles noch einmal tun müsstest,
würdest Du etwas ändern?"
"Nur eines:
Ich hätte viele Jahre eher mit dem APOLLO-Programm angefangen ..."

 

Wernher von Braun antwortet Erik Bergaust, 1975


Über eines soll hier noch berichtet werden, denn es ist der Beginn einer neuen Ära der Weltraumfahrt:
Der Ära der Zusammenarbeit von bisherigen Gegnern, der Supermächte USA und UdSSR.

Auch die Mondprogramme beider Nationen sind damit eng verknüpft, sie sind zugleich Auslöser und Symbol der beginnenden Kooperation gewesen.
Auf beiden Seiten des Eisernen Vorhanges gibt es Menschen in der Weltraumtechnik, die in der Lage sind über den eigenen Tellerrand hinausschauen. Sie wissen, dass die Zukunft der Weltraumfahrt nur in gemeinsamen Projekten der Nationen unseres Planeten liegen kann.
Wernher v. Braun beispielsweise hat solche Gedanken schon in den frühen 50iger Jahren geäußert. Von dem großen alten Mann der sowjetischen Weltraumfahrt, Mstislaw Keldysch, weiß man um die gleiche Grundeinstellung.

Die Raumschiffe APOLLO und SOJUS sollen ein Zeichen setzen. Sie sollen aneinander gekoppelt werden und im All sollen sich amerikanische Astronauten und sowjetische Kosmonauten zur Besiegelung der künftigen Zusammenarbeit die Hände reichen!
Der amerikanische Astronaut Robert Overmyer sagt dazu später in einem TV-Interview:

"Dies war eine große Umstellung.
Denn in den militärischen Programmen war die UdSSR der Feind, der Gegner. Sie waren etwas, vor dem man besorgt sein musste. Dies war der Zweck des Programms, die Angst vor der Sowjetunion.
Dies dann umzukehren, war für viele von uns sehr schwierig, die militärisch ausgebildet waren.
Und es schien sehr schwierig zu sein, plötzlich enger Freund von jemanden zu sein, der während der gesamten bisherigen Laufbahn der Feind gewesen war...
Aber eine interessante Veränderung, und eine sehr angenehme dazu."

1974, ein Jahr vor dem großen Ereignis, reisen die beiden für die Kopplungsmission ausgewählten sowjetischen Kosmonauten, Alexej Leonow und Waleri Kubassow, durch die USA. Die Nation ist davon sehr angetan, vor allem Alexej Leonow kommt mit seiner offenen freundlichen Art bei der amerikanischen Bevölkerung sehr gut an.

Am gleichen Tag, dem 15. Juli 1975, starten vom Kosmodrom in Baikonur und dem Kennedy Raumfahrtzentrum in Florida beide Raumschiffe ins All.
APOLLO-CSM 111
hat die Astronauten Vance DeVoe Brand, Donald K. Slayton und Thomas Stafford an Bord, in der SOJUS 19-Kapsel fliegen Alexej Leonow und Waleri Kubassow.


Abb. 30-1

SOJUS 19 - Besatzung

Alexej Leonow &
Waleri Kubassow (re.)

Abb. 30-1a Alexej Leonow (Sojus 19) Abb. 30-1c  Waleri Kubassow (Sojus 19)
        Abb. 30-2

APOLLO 111-Crew:

Vance Brand, Donald Slayton
& Thomas Stafford

Abb. 30-2a  Vance Brand (APOLLO 111) Abb. 30-2b  Donald Slayton (APOLLO 111) Abb. 30-2c  Thomas Stafford (APOLLO 111)


Die Flüge verlaufen ruhig, zwei Tage später begegnen sich die Raumschiffe:

 

17. Juli 1975
- das größte Medienereignis seit der Mondlandung -
Die APOLLO-SOJUS-KOPPLUNG


 
Hier geht's zum Webalbum der Mission.


Abb. 30-3

APOLLO-SOJUS-KOPPLUNG
über der Elbestadt Torgau (Bildmontage)
Abb. 30-3 APOLLO-SOJUS-KOPPLUNG über der Elbestadt Torgau (Bildmontage)


Für alle Beteiligten, Sowjets wie Amerikaner, beginnt ein Umdenken.
Nach den Jahren totaler Konfrontation ist es eine Gelegenheit alte Vorbehalte und Misstrauen abzubauen.
Die unmittelbar Beteiligten - Techniker, Ingenieure, Astronauten und Kosmonauten - werden damit besser fertig als die Politiker. Ihnen geht es um die Sache. Kontakte und Freundschaften entstehen, die bis heute beständig sind.


Der nächste Schritt der Zusammenarbeit sollte ein gemeinsamer Flug des neuen amerikanischen SPACE SHUTTLE und der sowjetischen Raumstation SALJUT werden.
Die amtierenden Staatspräsidenten Richard Nixon und Leonid Breschnew unterzeichnen das Projekt. Zwei Jahre arbeitet man an den Vorbereitungen für eine neue gemeinsame Kopplungsmission, dann muss Präsident Nixon wegen der Watergateaffäre zurücktreten.
Sein Nachfolger Jimmy Carter streicht das geplante SHUTTLE-SALJUT-Projekt.

Die Zusammenarbeit zwischen den USA und der UdSSR wird leider für zehn Jahre unterbrochen.
Jimmy Carter kann das Fortschreiten der Kooperation der Länder im Raumfahrtbereich nicht verhindern, er hat es nur aufgehalten und damit eine unrühmliche Rolle gespielt.

 
Aber das ist eine andere Geschichte,
über die ein andermal berichtet werden soll ...
 


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Letztes Update dieser Seite am 04.04.2004

Kapitel 30

Eine Taube am Horizont: Die APOLLO-SOJUS-Mission