Über eines soll hier noch berichtet werden,
denn es ist der Beginn einer neuen Ära der Weltraumfahrt:
Der Ära der Zusammenarbeit von bisherigen Gegnern, der Supermächte
USA und UdSSR.
Auch die Mondprogramme beider Nationen sind damit eng verknüpft,
sie sind zugleich Auslöser und Symbol der beginnenden Kooperation
gewesen.
Auf beiden Seiten des Eisernen Vorhanges gibt es Menschen in der
Weltraumtechnik, die in der Lage sind über den eigenen Tellerrand
hinausschauen. Sie wissen, dass die Zukunft der Weltraumfahrt
nur in gemeinsamen Projekten der Nationen unseres Planeten liegen
kann.
Wernher v. Braun beispielsweise hat solche Gedanken schon in den
frühen 50iger Jahren geäußert. Von dem großen
alten Mann der sowjetischen Weltraumfahrt, Mstislaw Keldysch,
weiß man um die gleiche Grundeinstellung.
Die Raumschiffe APOLLO
und SOJUS sollen
ein Zeichen setzen. Sie sollen aneinander gekoppelt werden und
im All sollen sich amerikanische Astronauten und sowjetische Kosmonauten
zur Besiegelung der künftigen Zusammenarbeit die Hände
reichen!
Der amerikanische Astronaut Robert Overmyer sagt dazu später
in einem TV-Interview:
"Dies war eine große Umstellung.
Denn in den militärischen Programmen war die UdSSR der Feind,
der Gegner. Sie waren etwas, vor dem man besorgt sein musste.
Dies war der Zweck des Programms, die Angst vor der Sowjetunion.
Dies dann umzukehren, war für viele von uns sehr schwierig,
die militärisch ausgebildet waren.
Und es schien sehr schwierig zu sein, plötzlich enger Freund
von jemanden zu sein, der während der gesamten bisherigen
Laufbahn der Feind gewesen war...
Aber eine interessante Veränderung, und eine sehr angenehme
dazu."
1974, ein Jahr vor dem großen Ereignis, reisen die beiden
für die Kopplungsmission ausgewählten sowjetischen Kosmonauten,
Alexej Leonow und Waleri
Kubassow, durch die USA. Die Nation ist davon sehr angetan,
vor allem Alexej
Leonow kommt mit seiner offenen freundlichen Art bei der amerikanischen
Bevölkerung sehr gut an.
Am gleichen Tag, dem 15. Juli 1975, starten vom Kosmodrom in
Baikonur und dem
Kennedy Raumfahrtzentrum
in Florida beide Raumschiffe ins All.
APOLLO-CSM 111 hat die Astronauten Vance
DeVoe Brand, Donald
K. Slayton und Thomas
Stafford an Bord, in der SOJUS 19-Kapsel
fliegen Alexej Leonow
und Waleri Kubassow.
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Für alle Beteiligten, Sowjets wie Amerikaner, beginnt ein
Umdenken.
Nach den Jahren totaler Konfrontation ist es eine Gelegenheit
alte Vorbehalte und Misstrauen abzubauen.
Die unmittelbar Beteiligten - Techniker, Ingenieure, Astronauten
und Kosmonauten - werden damit besser fertig als die Politiker.
Ihnen geht es um die Sache. Kontakte und Freundschaften entstehen,
die bis heute beständig sind.
Der nächste Schritt der Zusammenarbeit sollte ein gemeinsamer
Flug des neuen amerikanischen SPACE
SHUTTLE und der sowjetischen Raumstation SALJUT werden.
Die amtierenden Staatspräsidenten Richard Nixon
und Leonid Breschnew
unterzeichnen das Projekt. Zwei Jahre arbeitet man an den Vorbereitungen
für eine neue gemeinsame Kopplungsmission, dann muss Präsident
Nixon wegen der Watergateaffäre zurücktreten.
Sein Nachfolger Jimmy Carter streicht das geplante SHUTTLE-SALJUT-Projekt.
Die Zusammenarbeit zwischen den USA und der UdSSR wird leider
für zehn Jahre unterbrochen.
Jimmy Carter kann das Fortschreiten der Kooperation der Länder
im Raumfahrtbereich nicht verhindern, er hat es nur aufgehalten
und damit eine unrühmliche Rolle gespielt.
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